Geschichten:Krähen, so weit das Auge reicht - Schon wieder Fisch

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Mark Vallusa, Creag Rían, Frühjahr 1041'

„ICH BRING EUCH UM!“, hörte man Sulwen durch die ganze Burg brüllen.

Branwen war gerade dabei sich ein daumendickes Stück von einem riesigen Käselaib abzuschneiden, während die Bediensteten in der Küche den Fisch für das Abendmahl vorbereiteten.

„ICH BRING EUCH ALLE UM!“

„Magst du auch ein Stück?“, fragend schaute sie Iorwen an und schnitt seelenruhig weiter.

„Was ist eigentlich... eigentlich mit unserer Seemöwe los?“

„EUCH ALLE!“

Branwen zuckte mit den Schultern: „Na ja, du weißt schon, das Erbe unseres Vaters...“

„Aber... aber... sie will doch nicht wirklich... also uns wirklich...?“

„EINFACH ALLE!“

Da lachte die Ritterin, legte den Käselaib auf den Tisch und setzte sich neben ihre Schwester auf die Bank: „Traust du ihr das zu?“

„Na ja, du weißt schon, das Erbe unseres Vaters...“

„UND MIT DIR, DUMMEM STÜCK, FANGE ICH AN.“

„Stimmt wohl“, meinte Branwen da trocken.

TURMFALKE! MEINE ARMBRUST!“

„Was will sie denn mit... mit einer...“, Iorwen stockte, „Sie will doch nicht etwa... etwa... ?“

„... auf Krähen und Raben schießen?“, beendete Branwen die Frage ihrer Halbschwester.

Diese nickte langsam und schluckte dabei schwer.

„DU SOLLST SIE SPANNEN, VERDAMMT IST DAS SO SCHWER ZU VERSTEHEN?“

„Dann hätte ich sie schon lange in der Tobrischen See ertränkt“, erwiderte die Ritterin da in vollem Ernst, „Unseren heiligen Tieren Leid zuzufügen...“

„Und auf was... auf was schießt sie denn dann?“

„SPANNEN! ODER BIST DU SELBST DAFÜR ZU DUMM?“

Branwen biss ein Stück Käse ab: „Möen“

„Unsere Seemöwe schießt auf Seemöwen?“, lachte Iorwen amüsiert, „Ist dass nicht fast schon... hm... Kannibalismus?“

Die Ritterin nickte grinsend.

„TREFFEN! DU SOLLST TREFFEN! LERNST DU EIGENTLICH MAL WAS? WAS BRINGT DIR EIGENTLICH DEINE SCHWERTMAMI BEI?“

„Und unser Turmfalke lässt das einfach mit sich machen? Man hört die Seemöwe durch die ganze Burg kreischen.“

„Gute Übung“, mampfte Branwen.

„SPANNEN! VERDAMMT MUSS ICH DIR ALLES SAGEN?“

„Im Armbrustschießen oder sich anbrüllen lassen?“


Der Geruch von gebratenem Fisch lockte sie alle in die große Halle. Da saß der alte, bereits greise Efferd-Geweihte schon an der langen Tafel. Um diese Zeit saß er immer bereits an der Tafel und wartete und döste dabei. Er war so alt, dass sein langer Bart bereits ganz grau und sein Schädel ganz kahl war. Keiner wusste, wie alt er war, oder wie er denn eigentlich hieß. Er war schon immer da gewesen und er würde immer da sein, zumindest konnte man sich nicht vorstellen, dass er eines Tages nicht mehr da sein würde.

Die Tafel war groß. Ein langer abgenutzter Tisch in einem ansonsten nahezu kahlen Raum, wenn man von der Verzierung an den Wänden und dem Kamin einmal absah. Die Zeit des Krieges hatte auch hier – wie auch überall sonst – ihren Tribut gefordert.

Als sich die Halbgeschwister an die Tafel gesetzt hatten, war immer noch genug Platz um noch mehr als doppelt so viele unterzubringen. Früher – zu Lebzeiten ihres Vaters – waren alle Plätze stets voll gewesen und als der Krieg begann, waren immer wieder Fremde an dieser Tafel gesessen. Die meisten von ihnen hatten Zuflucht gesucht. Manche blieben nur wenige Tage oder gar nur eine einzige Nacht, andere Götterläufe. Diese Burg hatte standgehalten, vermutlich aber auch nur weil sie zu klein und zu unbedeutend und noch dazu viel zu schwer zu erreichen gewesen war, abgesehen davon hatte es hier nie etwas gegeben, was die Mühe wert gewesen wäre. Der Fisch wurde aufgetragen. Er war über dem Feuer gebraten worden. Roch nach frischen Kräutern und Butter.

VADDER, ISS WAS!“, forderte die Ritterin den Geweihten auf, der noch immer – obgleich der Fisch einen unverschämt guten Duft verströmte – vor sich hindöste.

„Was?“, schreckte dieser aus seinem Halbschlaf auf, „Was?“

„DU SOLLST WAS ESSEN!“

Irritiert schaute er sich einige Augenblicke um, dann deutete er auf den Knaben und wollte wissen: „Wer... wer ist das?“

Branwen seufzte schwer: „MEIN KNAPPE, VADDER.“

„Knappe?“, fragend sah er die Ritterin an, „Lüg‘ mich nicht an! Es ziemt sich nicht seinen Vadder anzulügen.“

Sie verdrehte die Augen. Manchmal hatte sie das Gefühl, er machte das absichtlich, nur um sie zu ärgern.

„Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich an diesem Tisch keine Männer dulde, die meine Töchter besteigen!“

„Ich kotz gleich“, schüttelte sich der Knabe angewidert, „Ich und die Sturmschwalbe?“

„Die Sturmschwalbe und ich“, korrigierte Iorwen.

„Aber schön das Rahjalieb nicht vergessen“, kicherte Sulwen schadenfroh, „Und dieses Mal bin ich es, die deine Haare hält, Brüderchen.“

„ISS JETZT!“

„Was gibt’s denn?“

„Fisch, Vadder“, erwiderte Branwen da laut, „FISCH.“

„Was?“, entfuhr es dem Alten da, „Schon wieder Fisch?“

„JA, VADDER, SCHON WIEDER FISCH“, antwortet die Ritterin entnervt, „Und auch morgen wird es wieder Fisch geben und übermorgen und überübermorgen und...“

„DU BIST EFFERD-GEWEIHTER, VADDER“, rief ihm da Iorwen ins Gedächtnis, „EFFERD! FISCH IST DEIN LEIBGERICHT!“

„Ja?“


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5. Ing 1041 BF am Abend
Schon wieder Fisch?
Wiedersehen


Kapitel 3

Krähennest?
Autor: Orknase